Wo könnte man die Concours schöner abhalten, als in der Abbaye Royale de Fontevraud, Loire!


Die Abbaye Royale de Fontevraud ist ein besonderer Ort. Nicht ganz 20 km von Saumur entfernt liegt die Klosterstadt, Unesco Weltkulturerbe und wohl größtes klösterliches Gebäude Europas. Die Grabmale von Richard Löwenherz, Aliénore von Aquitanien, Henry II und von Isabelle d´Angoulême sind in der Abtei zu besichtigen. Der gesamte Komplex ist sehr geschmackvoll, harmonisch und berührend restauriert. Er wirkt zeitlos, spirituell und beruhigend. Es gibt in den verschiedensten Räumen durch unterschiedliche Medien aufbereitetes Informationsmaterial zu schauen und staunen über den Werdegang des Klosters. Auch als Gefängnis hat es bis 1963 gedient, und so wurde es u.a. laut Architekt, vor dem Verfall beschützt. Ein Gebäude sollte belebt sein. Nur dann kann es erhalten werden. Beim Gedenken an mein Verweilen dort, werde ich direkt wieder von Begeisterung ergriffen - und Dankbarkeit, so einen schönen Ort erlebt zu haben! Das möchte ich gerne teilen.

Ein Einblick in die Abtei und die Auswahl der zu verkostenden Weine

Die Loire bietet mit ihren über 1.000 Kilometern Länge viel Abwechslungsreiches. Es gibt ausreichend Reiseliteratur über Sehenswertes und die korrekte Art und Weise, die Loire zu bereisen. Man kann Schlösser und Weingüter besichtigen, „Loire a velo“, d.h. mit dem Fahrrad bereisen oder vielerorts Caravanplätze finden. So auch in Fontevraud! Diesen Abstecher sollte man unbedingt machen, wenn man in der Nähe von Saumur unterwegs ist. Es gibt neben dem Hotel in der Klosteranlage auch im Ort noch Hotels und Restaurationen, sodass man sich dort Zeit lassen kann.


Was es bei dem Concours de Vins de Loire vom 19. -22.04. zu erleben gab

Loire Weine sind mit ihren vielen Facetten attraktiv und alltagstauglich. Bei dem Concours ging es nicht um die „Großen“ Schätze, sondern um die Perlen des Alltags. Die Jury sollte die Weine nach ihrer typischen Eigenschaften beurteilen. Da schließt sich für mich der Bogen von meinen Reiseeindrücken mit den Geschmacksbildern.

In verschiedenen Sälen der Abtei fanden über 4 Tage Verkostungen von Loire Weinen aller Arten statt. Weiß-, Rosé-, Rotweine, Fines Bulles und Süßweine wurden von einer 150 Personen starken Jury getestet. Die Jury setzte sich zusammen aus einem Mix von Winzern, Händlern, Sommeliers und Gastronomen. 30 % der vorgeführten Weine wurden mit Gold, Silber und Bronze Medaillen ausgezeichnet.

In den folgenden 3 Tagen gab es viel Zeit für eine geladene Gruppe internationaler Journalisten den „Millésime 2016“ zu verkosten, Typizitäten der Appelationen zu verifizieren und dank des Rahmenprogrammes auch die Gegend zu erkunden. In Saumur, Angers, Anjou Brissac, waren Ziele mit Bus und sogar als Fahrradtour geplant, um Winzer, Keller und Weinberge zu besichtigen. Wie ich schon in meinem Bericht von der Vinovision erzählt habe, war es für viele Winzer kein einfaches Jahr. Die meisten hatten wenig Ertrag. Aufgrund der Witterung gab es Stress für die Pflanzen. Erst zu kühl und zu nass und später zu wenig Wasser. Für einige Häuser war der Zukauf von Trauben nötig, um genug zu produzieren.


Meine eigenen Erfahrungen und Einschätzungen der Weine


Verkosten der Weine

Ich möchte hier gar keine Einzelbewertung verschiedener Weine abgeben. Mehr einen persönlichen allgemeinen Eindruck der verkosteten IGP und AOP Weine. IGP steht für Vins à Indication Géographique Protegées und macht 4.300 ha im Val de Loire aus. 24 Rebsorten sind zugelassen aus denen 1.100 Winzer 25 Mio. Flaschen produzieren. Der Großteil der Produktion wird im Land verzehrt.

Die Weißweine stellten sich nach Rebsorten bezüglich ihrer Regionen unterschiedlich dar. Muscadet, von seiner Art her gewohnt mit Säure umzugehen, hat durch seine Machart, das lange Hefelager, eine angenehme Frische und zeigt auch fruchtige Aromen. Mit den Weißweinen des mittleren Teils der Loire, dem Chenin Blanc, habe ich mich beim Verkosten etwas schwer getan. Sie hatten für mich zu wenig Reife und wirkten herb und wenig elegant. Die Sauvignon Blancs waren „durchwachsen“. Teilweise sehr ansprechende Qualitäten und teilweise oberflächlich mit Primäraromen und Säure unharmonisch.

Es ist mein ganz persönlicher Geschmack, dass in diesem Jahr die halbtrockenen Rosés mehr gepunktet haben, als die trockenen Roséweine. Es tut ihnen gut, mit etwas mehr Restzucker mehr Frucht zeigen zu können. Auch als Essensbegleiter waren sie unkompliziert lecker. Ich mag die reinsortigen Cabernet Franc der Loire sehr gerne und habe mich über deren zugängliche Art gefreut. Sie haben wenig Alkohol, schöne Frucht und lassen sich sehr gut trinken. Sie bringen dieses Jahr genug herbe Noten mit, sodass die im neuen Holz ausgebauten Cabernet Francs teilweise zu kräftig wirkten.

Soweit mein „Schnelldurchlauf“ von Nantes bis Tour.

Es bleibt den Winzern für 2017 zu wünschen, dass sie mehr Glück mit dem Wetter haben. Die ersten zarten Triebe der Pflanzen auf der Anhöhe von Saumur Champigny hat schon der Nachtfrost der letzten Nächte erwischt...


Unterschrift Anke Kürschner