Rebsorten Deutschland
Die Weinrebe
Die Weinrebe ist ein in die Höhe rankender Strauch, ein Obstgehölz, das klettern kann aber auch in Buschform Früchte trägt. Sie gehört zur Familie der Vitis. Zur Vitis vinifera, einer Unterart der Gattung, gehören die meisten bei uns kultivierten Rebsorten.
Warum unterscheiden wir Weine nach Rebsorten?
Im Grunde ist es ganz einfach. Genauso wie wir verschiedene Sorten Äpfel oder Birnen im Supermarkt finden oder Kartoffeln nach ihrer Beschaffenheit für die Zubereitung einer Speise auswählen, so gibt es auch verschiedene Eigenschaften bei Weiß- und Rotweinrebsorten. Oft lässt sich deutlich geschmacklich erkennen aus welcher Rebsorte ein Wein gemacht ist. Persönliche Vorlieben lassen sich dann gezielt beim Weineinkauf umsetzen. Es ist hilfreich zu wissen, was den Unterschied zwischen z.B. Spätburgunder und Cabernet Sauvignon macht. So lassen sich Rebsorten in fruchtbetonte oder kräftige, würzige Weine unterscheiden und zuordnen. Natürlich spielen Herkunft und Kellertechnik auch immer eine wichtige Rolle, aber die Rebsorte gibt schon mal eine Geschmacksrichtung vor.
Im Laufe der Jahrzehnte sind immer mehr Rebsorten gezüchtet worden. Je nach Region gibt es auch viele ursprüngliche, autochtone, Pflanzen. Sie haben sich auf die Gegebenheiten ihrer Herkunft und Umgebung optimal eingestellt. Das sind Rebsorten, die landestypisch, oft begrenzt auf eine kleine Region, angebaut und deren Kultur gepflegt wird. Sie erbringen in dem geeigneten Umfeld gute Qualitäten und Ertrag, da Klima und Boden für sie optimal sind.
Neue Züchtungen:
Ertragseinbußen (z. B. durch zum Verrieseln neigende Rebsorten) oder die Krankeitsanfälligkeit bestimmter Sorten können durch die Kreuzung mit einem stärkenden Partner zu einer neuen Züchtung und erfolgreichen Anbau im Ertragsweinbau verhelfen. Die sogenannten „Piwis“, pilzwiderstandsfähigen Rebsorten, wurden schon seit den 60er Jahren entwickelt und Sorten wie Regent, Cabernet Cortis oder Johanniter sind heute Bestandteil im Weinbau. Besonders in nördlichen Anbaugebieten mit viel Feuchtigkeit werden in Versuchsanlagen bis nach Norwegen solche Sorten kultiviert.
Rebsorten als Spiegel der Herkunft
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass eine Rebsorte ein Spiegel der Herkunft ist. Rebsorten, die in der Sonne und Hitze eines regenarmen Sommers am Mittelmeer bestehen, werden im Norden nicht fruchtig ausreifen. Anders herum bekämen die „cool climate“ Reben im Süden Sonnenbrand und hätten weder Eleganz noch Langlebigkeit. Global Player wie Chardonnay z.B. sind fast überall in der Weinwelt heimisch geworden. Da ist es interessant herauszuschmecken, ob der Chardonnay aus dem Burgund in Frankreich anders schmeckt als der aus Kalifornien, USA.
In klassischen Rotweincuvées aus Châteauneuf-du-Pape oder aus dem Bordeaux z. B. werden Rebsorten miteinander kombiniert. Das Wissen um eine ausdrucksstarke Kombination der verschiedenen Rebsortencharaktere, wird oft von einer Generation an die nächste weitergegeben. Es ist ein wohl gehütetes Geheimnis der Kellermeister, das den ganz eigenen Stil eines Weingutes ausmacht.
Haben Sie schon eine, zwei oder drei Lieblingsrebsorten für sich herausgeschmeckt und suchen Ihre Weine nach Rebsorten aus? Durch die Beschreibungen der verschiedenen Traubenarten können Sie mehr über die Herkunft und „Verwandtschaft“ der Rebsorten erfahren. Vielleicht machen Sie dabei eine leckere Neuentdeckung für sich?
Deutschlands weiße Rebsorten
Gelber Muskateller, Muscat à Petits Grains
Diese intensive und aromatische Sorte aus der Familie der Muskatellerreben ist vielseitig ausbaubar und wird als eine der ältesten Rebsorten europaweit angebaut. Im Süden Frankreichs, Elsass, Österreich, Portugal, Spanien und Italien hat sie als duftige und vielfruchtige Rebsorte ihre Tradition. Während sie im Mittelmeerraum auch als gespriteter Dessertwein ausgebaut wird, wird sie in Deutschland häufig trocken, aber auch edelsüß, vinifiziert. Neben Gewürztraminer ist Gelber Muskateller eine echte Aromarebsorte. Deren Vielfalt dem Wort Bouquet als Weinbeschreibung gerecht wird: Blüten, Gewürze wie Kardamon und Muskat, tropische Früchte erinnern schon an Orient mit einer fruchtigen Frische.
Gewürztraminer, Roter Traminer, Klevner
Gewürztraminer ist eine Aromarebsorte mit üppigen Duft und sattem Geschmack. Sie ist eine Mutation aus Savagnin blanc und zeigt eine gelbliche bis rötliche Färbung beim Ausreifen. Tramin in Südtirol ist der Namensgeber für die Sorte, die außer in Südtirol noch im Elsass zu den wichtigen Rebsorten zählt und in Deutschland angebaut wird. Auch in Übersee findet man sie mittlerweile (Australien, Neuseeland, Kanada). Sie wirkt voluminös und hat bei voller Reife wenig Säure. Eigen ist ihr der Duft und Geschmack von Rosenblütenblättern, Litschi und gelben Früchten. Da der Trend heutzutage weg von zu wuchtigen Weinen geht, braucht es Erfahrung den richtigen Lesezeitpunkt beim Gewürztraminer zu finden: wenn Ihr Aroma voll ausgereift ist und noch Säure vorhanden ist. Dann sind die Weine schlanker und harmonisch bei vollem Bouquet. Sie eignet sich auch zum Ausbau von edelsüßen Weinen.
Grauburgunder, Ruländer, Pinot Grigio, Pinot Gris
Dieser Burgundertyp ist eine Mutation und eine hellrötliche Variante des Pinot Noir ( Spätburgunder). Lässt man Grauburgunder lang genug auf der Maische stehen, können leicht roséfarbene Weine entstehen. An der Loire wird daraus ein blassrosa farbener Rosé vinifiziert, während er in Deutschland ein klassischer Weißwein ist. Als Ruländer ist der graue Burgunder ein restsüßer Wein. Es bezeichnet die gleiche Rebsorte nur einen anderen Weintyp. Grauer Burgunder trocken ausgebaut erbringt körperreiche und säurearme, sanft aromatische Weißweine. Hauptanbaugebiet in Deutschland ist Rheinland Pfalz und an 2. Stelle Baden. Im Elsass ist er als Pinot Gris eine wichtige Rebsorte für reife, kraftvolle Weine. Im Friaul heißt er Pinot Grigio. Dort wird er früher gelesen und eher leichter ausgebaut.
Riesling
Riesling ist die deutsche Königin der Rebsorten. Sie wächst natürlich nicht nur an der Mosel und nicht nur in Deutschland! Auch wenn dort die weltberühmten Rieslinglagen sind, und restsüße Rieslinge von dort weltweiten Ruhm genießen. Sie wächst in allen deutschen Anbaugebieten und ist auf fast einem Viertel der gesamten Anbauflächen Deutschlands zuhause. Sie wird außer trocken auch in allen Süßegraden (halbtrocken, lieblich, edelsüß) ausgebaut und bringt herausragende Eisweine hervor. Der Säureanteil ist bei Riesling höher als bei anderen Sorten. Das macht die Weine viele Jahre lagerfähig. Zudem lässt sich Riesling auch versekten. Je nach Bodentyp seines Standortes prägt er unterschiedliche Aromen aus und wird gerne auch als „Terroirwein“ ausgebaut. Sie mag das kühle Kima und zeigt dort auch deutlich mehr Eleganz. Angeplanzt wird Riesling auch in anderen Ländern, Frankreich (im Elsass), Österreich, der dortige Welschriesling hat keine Verwandtschaft zum Weißen Riesling, USA, Kanada, Australien, Neuseeland und sogar in Südafrika.
Rieslaner
Der Rieslaner ist eine Kreuzung aus Silvaner und Riesling, die August Ziegler in Veitshöchheim als Neuzüchtung entwickelte. Erst seit den 1950er Jahren wird sie in Franken und der Pfalz angebaut. Außerhalb Deutschlands findet man sie nicht. Er braucht lange bis er voll ausgereift ist und kann in guten Jahren auch edelsüße Weine hervor bringen. Lebendige Säure und frische Aromen von Zitrus und Apfel sind ihm eigen.
Rivaner
Der Name Rivaner ist aus einer fälschlichen Annahme, es sei eine Kreuzung aus Riesling und Silvaner, hervorgegangen. Rivaner ist ein Synonym für die Rebsorte Müller Thurgau, die von Hermann Müller aus dem Schweizer Kanton Thurgau aus den Rebsorten Riesling und Madeleine Royal gekreuzt und in Geisenheim gezüchtet wurde. In Deutschland wurde die ertragsstarke Müller Thurgau Rebe für die Massenproduktion (Liebfrauenmilch) benutzt und hat einen gehörigen Imageschaden davon getragen. Heute wird sie auch ertragsreduziert kultiviert und bringt durchaus Zitrus- und leicht gelbfruchtige Aromen mit. Diese anspruchsvolleren Vertreter der Sorte kommen mit dem Namen Rivaner auf den Markt.
Scheurebe
Die Scheurebe ist noch ihrem „Erfinder“ Georg Scheu benannt. In Deutschland wird sie am meisten in der Pfalz angebaut. Sie ist eine sehr aromatische Rebsorte und wird auch zum Süßwein ausgebaut. In Österreich gibt es Süßweine aus „Sämling 88“ in der Gegend am Neusiedlersee und in der Südsteiermark. In Deutschland erfreut sich die Rebsorte eines Comebacks. Gerne wird sie in Sommerweincuvées mit verwendet und auch immer öfter erfrischend trocken oder feinherb ausgebaut. Sie erinnert geschmacklich ein bißchen an Sauvignon Blanc obwohl sie eine Kreuzung aus Riesling und Bukettraube ist.
Silvaner
Die typische Rebsorte im Frankenland, wo auch die elegantesten Weine aus Silvaner entstehen. Sie stammt ursprünglich aus Österreich und wurde dort einfach als „Österreicher“ bezeichnet. Spritzig und angenehm leicht auf der Zunge ist sie der klassische Wein zum Spargel. In der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts war sie die meist angebaute Rebsorte in Deutschland. Heute sind „nur noch“ ca. 5.000ha, davon allein 2.500ha in Rheinhessen mit ihr bestockt. Dort hat das Weinmarketing ein qualitativ hoch angesiedeltes Gütesiegel für den Wein dieser Rebsorte geschaffen, den RS oder Rheinhessen Silvaner. Hiermit sind trockene Klassiker als Qualitätsweine der Region ausgezeichnet. Der neutrale, fein aromatische Charakter der Rebsorte macht sie zu einem guten Geschmacks-Spiegel ihres Untergrundes.
Weißburgunder
Auch der Weißburgunder gehört zur Familie der Burgundertrauben. Er ist eine weitere Mutation aus dem Pinot Noir, sozusagen in zweiter Generation eine Weiterentwicklung aus dem Pinot Gris. Sie ist in ganz Europa vertreten und wurde lange Zeit mit dem sehr ähnlichen Chardonnay verwechselt und auch zusammen angepflanzt. Weißburgunder ist rund und frisch im Geschmack mit wenig Säure. Je nach Reife und Ausbau entstehen aber auch langlebige, gehaltvolle Qualitäten.
Deutschlands rote Rebsorten
Natürlich sind Zweigelt, Blaufränkisch und St. Laurent typische Österreichische Rotweinrebsorten. Aber wie folgend beschrieben haben sie auch in Deutschland ihren Platz und typischen Anbaugebiete. So ist z. B. Lemberger ein Synonym für Blaufränkisch und im Württembergischen eine Rebsorte für Große Lagen. Deswegen fällt es schwer exakte Ländergrenzen durch Rebsorte zu ziehen.
Lemberger, Blaufränkisch, Kekfrankos
Neben dem Spätburgunder ist Lemberger die zweite Rotweinrebsorte aus der in Deutschland ein Großes Gewächs aus der entsprechenden Lage produziert werden darf. In Österreich ist sie die zweitwichtigste Rotweinrebsorte und das Burgenland wird sogar „Blaufränkischland“ genannt. In Deutschland wird sie am häufigsten in Württemberg mit 1.700ha angebaut. Auch in Ungarn ist sie mit dem Namen Kekfrankos weitverbreitet. Charakteristisch ist die dunkle Färbung der Weine und durch seine Tannine ist er je nach Ausbau lange lagerfähig. Fleischig, fruchtig mit guter Säure ist er vielseitig ausbaubar. Als dichter intensiver im Barrique gereifter Wein oder weniger lang auf der Maische vergoren als fruchtiger, leichterer Alltagswein.
Dornfelder
Der in Deutschland beliebte Dornfelder ist eine Neuzüchtung von 1955 aus Weinsberg. Heute wird Dornfelder hauptsächlich in der Pfalz angebaut. Er ist wegen seiner moderaten Säure und dem fruchtigen Geschmack beliebt und gilt als harmonischer Wein. Mit 8.129 ha macht diese Rebsorte immerhin 7,9 % im deutschen Weinanbau aus. Sie wird reinsortig ausgebaut oder auch gerne in Cuvées wegen ihrer Frucht und Farbe verwendet.
Cabernet Mitos
Sie ist eine neugezüchtete Färbertraube aus den Rebsorten Blaufränkisch und Teinturier du Cher. Außergewöhnlich ist, dass sie auch rotes Fruchtfleisch besitzt.
Cabernet Dorio
Sie ist eine Neuzüchtung aus Blaufränkisch und Dornfelder genauso wie Cabernet Dorsa. Geschmacklich gibt es Parallelen zu Cabernet Sauvignon, wo man anfänglich auch die Kreuzung heraus vermutete.
Cabernet Cortis
Auch Cabernet Cortis ist eine Neuzüchtung und gehört zu den sogenannten PIWIs, den pilzresistenten Rebsorten. Sie ist entstanden aus einer Kreuzung aus Cabernet Sauvignon und Solaris. Sie ist reich an Farbstoffen und eher kräftig im Geschmack.
Frühburgunder, Clevner
Frühburgunder gehört wie der Name schon beinhaltet zur Familie der Burgunderrebsorten und ist eine Mutation vom Spätburgunder. Er reift ca. 2 Wochen eher aus und seine Weine sind fruchtig, weich mit moderater Säure und vollem Körper.
Portugieser
Blauer Portugieser ist eine Kreuzung aus Blauer Zimmettraube und Grünem Silvaner mit Ursprung in der Untersteiermark dem heutigen Slowenien. Früher war sie in Österreich stark vertreten, heute ist ihr Anbau dort eher zurückgehend. Immerhin wird sie mit über 4.200 ha in Deutschland angebaut und erbringt recht unkomplizierte, fruchtbetonte, hellrote Weine.
Regent
Noch eine Deutsche Neuzüchtung, die teilweise resistent ist. Auch Regent ist farbintensiv und wird deswegen gerne mit anderen Rebsorten verschnitten. Immerhin gibt schon ca. 2.100 ha Anbaufläche in Deutschland, davon den überwiegenden Teil in der Pfalz.
Spätburgunder, Blauburgunder, Schwarzburgunder, Pinot noir, Pinot nero,
Die ursprünglich aus der Schweiz (Wallis / Rhônetal Frankreich) stammende Rebsorte ist eine anspruchsvolle Rebsorte, sozusagen eine Königin und Diva. Sie stellt hohe Ansprüche an Böden und Klima und wegen ihrer dünnen Beerenschalen ist sie nicht nur für Fäulnis anfällig, sondern auch schwer im Keller auszubauen. Pinot noir ist die Ursprungsrebsorte aus der weitere natürliche Mutationen (Grauburgunder, Weißburgunder) und Kreuzungen der Pinot Familie hervorgegangen sind. Sie ist klassischer Bestandteil der Champagner Cuvée. Die roten stillen Spitzenweine stammen hauptsächlich aus den kühleren Gebieten Frankreichs (Burgund), Kaliforniens (Santa Barbara) und Deutschlands. Gebiete mit kühlen Nächten, Nebel anstelle von Regen als Feuchtigkeitsspender mit anschließend ausreichender Sonne und langsames Reifen lassen aus den Beeren herausragende, komplexe und filigran-köperreiche Weine werden. Ausgeprägtes Kirscharoma, rote Johannisbeeren mit mäßiger Säure kennzeichnen die feinen, eleganten Weine von hellem durchscheinenden Rot.
St Laurent
St. Laurent wird auch Pinot Saint Laurent genannt und zeigt damit seine Familie. Er wird den Burgunderrebsorten zugeordnet. Seine Schale ist nicht ganz so empfindlich wie die des Spätburgunders. Fein aromatisch ist St.Laurent häufig ein Cuvéepartner mit kräftigeren Rebsorten. In Deutschland erfreut sich die fast vergessene Rebsorte seit dem Jahrtausendwechsel und dem zunehmenden Interesse für deutsche Rotweine mehr Beliebtheit und ist fast so häufig angepflanzt wie in Österreich. In Tschechischen Republik kommt sie noch häufiger vor.
Trollinger, Schiava
Trollinger ist in Deutschland eng mit Württemberg verbunden. Die ursprünglich aus Italien stammende Rebsorte wird hauptsächlich im Schwäbischen angbaut und getrunken. Immerhin wächst sie dort auf 2.500 ha! Sie stammt wohl vom Südtiroler Vernatsch ab, und aus ihr werden helle, süffige, einfache „Schoppenweine“ gekeltert.
Zweigelt, Rotburger
Zweigelt ist eine österreichische Neuzüchtung aus St. Laurent und Blaufränkisch. Sie hat von beiden Elternteilen Charakterzüge: kräftig mit guter Tanninstruktur vom Blaufränkisch gepaart mit dem Körper vom St. Laurent. Eine dunkle satte Frucht und je nach Ausbau auch Würze. Hauptsächlich wird sie in Österreich angebaut, dort ist sie die zweitwichtigste Rebsorte nach Grünem Veltliner, aber auch in Anbaugebieten Deutschlands findet man sie in geringeren Mengen.