Ein Portrait über Volker Gies und eine Genussimpression vom Pfaffenberg in Solingen


Im Juni finden jährlich die Weintage der Südlichen Weinstraße statt. Im Alten Kaufhaus und im historischen Frank-Loebschen-Haus in Landau, in verwinkelten Räumen, unter vom Alter gebeugten Balken, treffen sich die Winzer der Südpfalz mit ihren aktuellen Jahrgängen. Vom 16. bis 18. Juni 2017 können nicht nur Pfälzer in dem malerischen Fachwerkhaus probieren, was die Region zu bieten hat. Norddeutschen und Schweizer Dialekt kann man vernehmen, d.h. vom Norden bis in den Süden sind die Pfälzer mit ihrer Lebens- und Weinqualität beliebt. 98 Winzer zeigen eine junge, selbstbewusste Südpfalz - und bei einem interaktiven Weinparcours wird Terroir erleb- und schmeckbar.


1999 haben sich auf eben diesen Weintagen in Landau die fünf Mitglieder der "Südpfalz Connection" zusammengefunden. Sven Leiner, Peter Siener, Boris Kranz, Klaus Scheu und Volker Gies unterstützen, motivieren, kritisieren und helfen sich gegenseitig. " Aus fünf Richtungen bewegen wir uns auf ein Ziel zu: absolute Qualität." Die Gemeinsamkeit fördert das individuelle Wachstum eines jeden und so entwickelt jeder seinen persönlichen Stil weiter.

Volker Gies hat im Jahre 2000 das elterliche Weingut übernommen. Umbaumaßnahmen ließen Haus und Keller modern wachsen und der Zukauf von Weinbergen gibt seinem Faible für terroirgeprägte Weine auf 20 ha Platz. Mit einem Geologen zusammen definiert er den Boden seiner Lagen sehr genau und bepflanzt mit Riesling wird Schiefer, Granit, Roter Sandstein und Kalkstein schmeckbar gemacht. Zur Vergleichbarkeit werden seine Terroirweine alle gleich ausgebaut, d. h. mit Reinzuchthefen um unterschiedliche Gärzeiten oder biologischen Säureabbau auszuschließen und im Edelstahltank vergoren. Der „Mainstream“ ist das nicht, was er da mit seinen neuen Anlagen vorhat. Üblicherweise werden Weiß- und Grauburgunder verlangt und seit kurzem erlebt die Scheurebe mehr Aufwind. Der Riesling braucht viel mehr Erklärung. In seinem modernen Verkostungsraum hängt viel anschauliches Wissen geschmackvoll integriert an der Wand oder liegt zum Anfassen und Begreifen im Regal. Bodenvielfalt seiner Lagen. Von seiner Terrasse aus kann man einen weitschweifigen Blick auf eben diese Lagen werfen. Ich komme in den Genuss einer Weinbergsführung und sehe Steinbruch, Naturschutzgebiet, Bienenstämme, die in den blühenden Kastanienbäume am Kastanienbusch auf Pollensuche fliegen, deren süßlicher Duft in der Luft liegt und bekomme am Rande die Informationstafeln des Geologischen, Ökologischen Wanderpfads mit. Überall dort sind seine Rebzeilen zahlreich verteilt; Ranschbach, Albersweiler, Rehberg stehen die noch jungen Pflanzen und stehen dort mit gutem Grund!


Sonnige Südpfalz im Bergischen

Am 10.06.2017 fand ein Winzerabend mit Volker Gies im Restaurant Pfaffenberg in Solingen statt. Das ehemalige Landhaus Pfaffenberg wurde aufwendig und modern renoviert im Oktober 2014 wieder eröffnet und ist ein sehr lohnenswertes Ausflugs- und Genussziel in der Region geworden. Dominic Gerbering ist Küchenchef und Betriebsleiter des Restaurant und Bistro. Die Aussicht ist grandios und eine einladende Sonnenterrasse mit Blick auf die bewaldeten Hügel und die Burg Hohenscheid ein perfekter Ort zum Verweilen. Die herzliche Art von Janine Heinrichs und ihren Kollegen im Service und die unaufdringliche und kompetente Weise die Gäste durch den Abend zu begleiten, passt zu dem chic- natürlichen Ambiente der anspruchsvollen Gastronomie.

Ob Volker Gies tatsächlich die Sonne aus der Pfalz importiert hat? - Sie schien auf alle Fälle wohlig warm und feierabendlaunig startete ein entspannter Abend mit feinperligem Jahrgangssekt, traditionelle Flaschengärung 2 Jahre auf der Hefe, aus dem Jahr 2014 aus Weißburgunder und Chardonnay auf der Terrasse. Im Restaurant ging es dann weiter mit Dreierlei vom Thunfisch mit Mango-Papayasalsa & Wasabisorbet als Auftakt des 5 Gänge Menüs. 7 Weine begleiteten die Köstlichkeiten und zu dem Gang konnte jeder für sich herausfinden, was ihm besser schmeckt: 2015 Sauvignon Blanc trocken oder ein 2016 Viognier. Beide Rebsorten sind keine ursprünglichen „Pfälzer“. Seit 2001 ist das Pflanzen von Sauvignon Blanc in der Pfalz erlaubt, und der Viognier muss sich im Versuchsanbau noch mit vergleichbaren Rebsorten zusammen beweisen. Viognier ist sortentypisch an der Rhône zu finden, namentlich „Condrieu“-Weine bestehen aus Viognier. Wir waren am Tisch einhellig der Meinung, dass er auch in Deutschland Bestand haben sollte. Sein blumiges Aroma und seine Substanz konnte es gut mit dem Fisch und den exotischen Früchten aufnehmen. Es wurde klar, dass sich Küchenchef und Winzer ausgetauscht und abgestimmt haben, was gut zu den Weinen passt. Das ist klasse, wenn zu dem fertigen Wein die Speisen kreiert werden und in der Küche an den Stellschrauben der Harmonie gedreht wird!

2015 Albersweiler Latt Riesling, trocken, ist eine erste Lage und ein Beispiel für Terroir. Die Lage ist aus der Zeit des Buntsandstein, vom Quarzsandstein geprägt, und der Wein wurde im großen Holzfass ausgebaut, was ihm Fülle und ausdrucksstarke Frucht mit einer feinen Mineralität verleiht. Dazu passend gab es „Pfaffenberg`s Bouillabaise. Ochsensschwanzravioli mit Spargelragout und Lardo wurden von dem reiferen 2013 Birkweiler Mandelberg Weißburgunder begleitet. Auf Kalkboden gewachsen, von Hand gelesen, braucht der Weißburgunder die Zeit um seine Fülle zu entfalten und ein bisschen Luft tat ihm auch ganz gut. Geschmeidig kräftig parierte er die verschiedenen Zutaten. Zwischen den Gängen gibt es Wissenswertes zum Weingut und über die Weinherstellung. So erfahren wir, dass 2/3 der Trauben von Hand geerntet werden, und dass die französische Eiche für die Fässer langsamer wächst und feiner im Geschmack ist. Ein Drittel der Pfälzer Anbaufläche ist mit roten Rebsorten bepflanzt. Das ist die Überleitung zum Hauptgang, Lammrücken im Zucchini-Auberginenmantel mit Graupenrisotto und schwarzem Knoblauchjus. Hier sind wieder zwei Weine am Start, weiß und rot. 2012„Maron“ eine Weißweincuvée aus Weißburgunder und Chardonnay aus der Magnumflasche und 2012 Birkweiler Kastanienbusch Spätburgunder. Beide sind im Barrique gereift. Das ist echt spannend herauszuschmecken was besser passt. Mit dem Lamm alleine macht sich der sehr leckere Spätburgunder prima. In der Kombination der gesamten Speise gewinnt der „Maron“ zum Erstaunen der Gäste.

„Das Beste kommt zum Schluß.“ Variation von Brioche, Dickmilch und Rhabarber mit einer Ranschbacher Seligmacher Riesling-Spätlese aus 2015. Es ist verblüffend, dass man nach soviel Leckereien von der Nachspeise trotzdem noch mehr vertragen könnte – einfach weil´s so lecker ist! Der Wein passt 100%ig von Süße und Aroma und so endet der Abend in perfektem Einklang.

Abschluss, aber …
Für heute ende ich meinen Bericht mit einer persönlichen Vorliebe. 2016er Alberweiler Latt, also der Folgejahrgang des Rieslings aus dem Menü, machte mir direkt wieder Spaß! Er ist zugänglich, ausgewogen und zeigt aufgrund seines Bodens eine schöne Frucht - ja – seine Lage ist schmeckbar! Wie schön, dass ich einen Stein aus dem Weinberg als Erinnerung habe.
… noch lange nicht zu Ende!

Das war bestimmt nicht mein letzter Bericht zu dem Weingut Gies-Düppel. Da wächst noch viel Spannendes heran!

Anke Kürschner



Die Weine aus dem Bericht