Schon gewusst ... ?
Vinho Verde ist ein Weinanbaugebiet
Ein junger frischer Weißwein aus Portugal kam einst als Exportschlager hierzulande auf die Sommerterrassen. Was ist aus ihm geworden? Ist es immer noch trendy, Vinho Verde zu trinken? War es nur eine Mode? Oder ist es immer noch stylisch, mit einer Flasche portugiesischem weißen Vinho Verde auf einer Sommerparty zu erscheinen? Was ist Vinho Verde eigentlich genau?
Vinho Verde bedeutet übersetzt „Grüner Wein“. Gemeint ist damit, dass der Wein aus der Region Minho mit seiner Frische überzeugt und jung getrunken werden sollte. Passenderweise ist das fruchtbare Anbaugebiet im Norden Portugals bestimmt von einer regenreichen, grünen Landschaft.
Wo genau liegt denn nun Vinho Verde?
Der Name Vinho Verde steht aber nicht nur für den frischen, aus reifen Trauben produzierten Weißwein. Vinho Verde ist auch eine DOP Denominação de Origem Protegida (oder auch DOC Denominacão de origem controlada), eine Appellation in der Region Minho.
Innerhalb dieser Appellation gibt es neun Teilbereiche (Amarante, Ave, Baião, Basto, Cãvado, Lima, Monção, Paiva und Sousa). In der DOP Vinho Verde werden aber nicht nur weiße Rebsorten angebaut und vinifiziert. Ebenso wachsen auch rote Trauben bei den „Minhotos“ im Nordwesten Portugals, die zu Rosé und natürlich auch Rotwein verarbeitet werden. Diese werden allerdings meist innerhalb Portugals verzehrt und gelangen kaum in den Export. Genauso wie der Schaumwein, der mindestens neun Monate auf der Hefe liegen muss.
Das Anbaugebiet, in dem der Wein wild an Bäumen wächst, blickt auf eine lange Geschichte zurück. Per Dekret werden am 1. Oktober 1908 genau definierte Zonen für die Produktion von verschiedenen Weinen u.a. für die Ursprungsregion Vinho Verde genannt. 1929 beschreibt ein weiteres Dekret (Nr.16.684) die Bezeichnung Vinho Verde so:
„Als Vinho Verde können nur Weine bezeichnet werden, die durch die Vergärung von frischem Most entstehen, der von frischen und schön reifen regionalen Trauben stammt.“
Traditionelle und moderne Rebenerziehung
Erwähnenswert ist die Art und Weise des Weinanbaus und der Rebenerziehung. Neben klassisch angelegten Weinbergen existieren auch heute noch kleine Gärten mit maximaler Ausnutzung. Die ursprüngliche Eigenschaft der Rebe als Kletterpflanze wird platzsparend genutzt, indem sie an zwei Bäumen emporwachsen, um dann an einem waagerecht gespannten Draht wie ein Dach oberhalb weiterranken (Cordão). Auch findet man noch bis heute Wein, der an Kirschbäumen emporwächst. Diese Form der Rebenerziehung wird als „Enforçado“ bezeichnet. Traditionelles und Modernes spiegelt sich im Anbau und natürlich auch in der Art der Vinifikation wider. Eine neue Generation Winzer produziert ambitionierte Weine mit moderner Technik für den internationalen Markt. Zusammen mit den alteingesessenen Genossenschaften, die an dem modernen Image des Vinho Verde mitgestalten, sind sie hauptverantwortlich für die Exportweine der Region.
Welche Weine entstehen in welchen Bereichen?
Die erfrischende Art der jungen Weißweine ist ursprünglich ein Resultat der zweiten malolaktischen Gärung, die für die Entstehung der Kohlensäure in den Weinen verantwortlich war. Heute kann durchaus auch Kohlensäure zugefügt sein, um den gewünschten Effekt zu erzielen. Die Weine bestehen meistens aus mehreren Rebsorten, in der Hauptsache aus Loureiro, Arinto und Trajadura. Weiterhin werden noch Azal und Avesso angebaut. Seit einigen Jahren machen aber auch die langlebigeren Weißweine, wie z.B. die reinsortig aus der Rebsorte Alvarinho produzierten Qualitätsweine aus den nördlichen Bereichen Monção und Melgaço, von sich reden.
Die Rotweine der Appellation werden hauptsächlich aus den Sorten Espadeiro, Padeiro und Vinhão vinifiziert. Seit 1935 wacht das Comissão de Viticultura Da Região Dos Vinhos Verdes, CVRVV, über die Qualität und den Schutz der Identität des Vinho Verde. Ungefähr 50% der Weine aus der Appellation werden innerhalb Portugals konsumiert, u.a. die eigenwilligen Rotweine der Region, die gut mit der regionalen Küche harmonieren.
Weinexport und mehr
Ein wichtiger Wirtschaftsfaktor in der Region ist der Weinexport. Hauptabnehmer sind die USA vor Deutschland, Frankreich, Kanada und Brasilien. Im Jahr 2019 wurden nach Deutschland 5.511 Liter Vinho Verde exportiert und weltweit außerhalb Portugals 51.883 Flaschen Weißwein aus Vinho Verde konsumiert. (Quelle CVRVV)
Jede Flasche aus der DOP Vinho Verde ist mit einem nummerierten Garantiesiegel zertifiziert. Alle stillen Weine sowie Schaumweine und auch die Brandys, Tresterbrände, roter und Rosé-Essig sind mit dieser kontrollierten Ursprungsbezeichnung gekennzeichnet. Ein Beispiel für diese Nummerierung ist in dem Bild links erkennbar.
Zusammengefasst:
Vinho Verde ist der grüne Wein aus dem 35.000 ha großen gleichnamigen DOP Bereich in der Region Minho ganz im grünen Norden Portugals. Trotz des „grünen Namens“ können Trauben aus der Appellation rosé oder rot, still oder prickelnd, gebrannt oder zu Essig verarbeitet sein. Eins sind die Weine aus der Region auf alle Fälle - es immer wieder wert, entdeckt zu werden.