Unnützes Wissen gibt es nicht!
Nach dem Motto hinterfragen wir besondere Weinfachbegriffe.
Verspielt und unterhaltsam – so lässt sich der Weinwissens-Imbiss schnell konsumieren.
Entscheiden Sie selbst, ob es sich dabei um Unnützes oder lohnenswertes Insider-Wissen handelt.
In den kommenden Wochen einen weiteren Begriff der Weinwelt erläutern!
Wir starten unser Wein ABC direkt mit der Abkürzung
ABC = Anything But Chardonnay
Was ist ein ABC-Trinker?
Ein Weintrinker, der keine Weißweine aus der Rebsorte Chardonnay trinkt. Manche erweitern die Ablehnung auch auf die rote Rebsorte Cabernet Sauvignon. Beide kosmopolitischen Rebsorten gehören weltweit zu den meistangebauten Rebsorten. Chardonnay, als meistangebaute weiße Rebsorte, bestockt in der neuen und alten Welt knapp 200.000 Hektar Anbaufläche (Platz 5) und Cabernet Sauvignon führt die Top 10 Rebsorten-Liste bis heute unangefochten an. Das harte Urteil, das zu der Ablehnung der Weine aus eben diesen Rebsorten führte, beruht auf einem Weintrend aus den 1980er Jahren: Chardonnays, die als „fette Schnecke“, breit und ihrer Vielseitigkeit beraubt mit viel Alkohol und stark getoasteten Barriques ausgebaut wurden. Der satte, üppige Trend wanderte von Kontinent zu Kontinent und führte zu einer regelrechten Übersättigung von Weinkritikern und -trinkern mit alkoholreichen Chardonnays mit Barriquenote. Zum Glück sind die bis zur Unkenntlichkeit vinifizierten Chardonnays wieder demaskiert und heute zeigen an vielen Orten dieser Welt auf kalkhaltigen Böden z. B. in klassischen Weinen aus dem Burgund und Schaumweinen aus der Champagne ihr wahres Potenzial dank feinsinniger Produzenten, die die Herkunft und Facetten der Rebsorte ausdrücken möchten.
Böckser
Die Kurzgeschichte vom Ziegenbock und der Kupfermünze.
Der Böckser ist ein Weinfehler, der seinen Namen tatsächlich aufgrund seines strengen Geruchs dem Ziegenbock verdankt - „stinkt wie ein Bock“. Der Schwefel- oder Hefeböckser (H2S-Böckser) kann während der Gärung und dem reduktiven Ausbau von Wein entstehen. Der eher nach faulen Eiern riechende Schwefelwasserstoff verliert in der Regel seinen unangenehmen Geruch, wenn der Wein vom Hefelager getrennt oder belüftet wird, sowohl bei der Herstellung (Abstich) als auch in der Flasche (Karaffieren). Sollte ein junger Weißwein im Glas nach dem Einschenken dennoch diesen schwefeligen Geruch haben, können Sie entweder mit viel Schwenken dem Wein Luft zuführen und warten bis sich der unangenehme Duft verflüchtigt oder mittels einer Kupfermünze (1,2, oder 5 Centmünze) die Sie in das Weinglas geben, Abhilfe schaffen. Die sich sehr schnell freisetzenden Kupferionen binden den Böckser.
Cape Doctor
Der Cape Doctor oder auch Kapdoktor ist ein feststehender Begriff für den Kühle bringenden Fallwind, der aus Südosten kommend über den Tafelberg Richtung Kapstadt bläst
Der „South Easter“ wie der Wind auch genannt wird, bläst vom Frühling bis zum Herbst. Er kommt als harmloses Lüftchen daher, besitzt aber oft auch die von den Kapstadt Bewohnern sehnsüchtig erwartete Frische, die die stickige Luft aus der Stadt vertreibt und kann aufbrausend mit Geschwindigkeiten bis zu 160 km/h über den Tafelberg fegen und die Stadt erstürmen.
Für den Weinbau in der Kap Region ist der frische Wind nützlich, um die Reben vor Krankheiten zu schützen, kann aber auch mit seiner zerstörerischen Heftigkeit Schaden zufügen. Seinen wohlmeinenden Namen verdankt der Doktor seiner lindernden und reinigenden Wirkung auf die Stadt und ihre Bewohner. Oder hat vielleicht Jan Anthoniszoon van Riebeeck, der als Arzt und Kaufmann den Stützpunkt aufbaute (1652), aus dem sich Kapstadt entwickelte, etwas mit dem Doktor zu tun, der segensreihe Linderung bringt? Auf alle Fälle war es er, der die ersten Rebstöcke aus Europa nach Südafrika brachte.
Drusen
Der Begriff klingt nach „Asterix und die Drusen“, nach einem Magier oder einem medizinischen Begriff.
Tatsächlich hat das Wort Drusen mehrere Bedeutungen. So sind die Drusen u. A. eine im Jahr 1010 n.Chr. entstandene Religionsgemeinschaft. Also vielleicht gedanklich gar nicht so weit weg von den magischen Fähigkeiten eines Druiden und den heilenden Kräften von Kräutern und Kosmos ; )
Auch medizinisch hat der Begriff eine eindeutige Zuordnung. Drusen sind Ablagerungen unterhalb der Netzhaut des Auges.
Was hat jetzt Drusen wohl mit Wein zu tun?
Drusen ist eine Bezeichnung für das Geläger, also die Heferückstände nach der Gärung. Drusenwein, Drusenbrand sind Produkte, die man schon früher aus diesen Rückständen gewonnen hat.
Der überwiegend aus Hefe bestehende Drusen, Geläger oder auch als Weintrub bezeichnete Bodensatz wird für die Herstellung von Drusenwein nach der Gärung ausgepresst. Heute darf dieser Hefepresswein nicht mehr vermarktet werden. Deswegen ist das angenehm hefig schmeckende Getränk wenig bekannt. Anders ist es mit dem Drusenbrand, der wiederum einer EU-Verordnung unterliegt nur aus Wein- und Fruchttrub mit maximal 86% Alk. (wenigsten 38% Alk.) hergestellt werden darf.
Engelsanteil
Engelsanteil beschreibt den für die himmlischen Geschöpfe fein aufsteigenden Dunst aus kostbaren irdenen Holzfässern. Während Wein, Whisky, Rum, Cognac oder ähnliche Destillate ihre Reifezeit in Weinkellern oder Destillerien verbringen, fliegt den Engel ihr Anteil der Kostbarkeiten zu. Da herrscht internationaler Konsens und es bedarf keinerlei Diskussion über die Abtretungen an die Himmelskasse.
Part des Anges , Anteil der Engel oder Angels´Share heißen die immer aus Alkohol (Ethanol) und Wasser bestehenden Beiträge /Abgaben in den verschiedenen Sprachen. Je nach Klima variiert das Verhältnis zwischen Alkohol und Wasser, welches zu den Engeln in den Himmel aufsteigt.
Der durch die Holzfassporen verdunstende Engelsanteil minimiert die Füllmenge im Fass. Sauerstoff füllt diesen frei gewordenen Raum und beschleunigt damit die oxidative Reifung.
Je kleiner das Fass oder Gebinde, desto schneller kommen dann die Reifungsprozesse in Gang.
Bei Whisky, Rum oder Cognac hat der zu den Engeln fliegende Alkohol bedenkenswerte Auswirkungen: Bei Whisky darf der Alkoholgehalt im Fass nicht unter die vorgeschriebenen 40% sinken und laut englischem Zoll müssen sich die Engel mit einem Anteil von 2,5% Alkohol im Jahr zufriedengeben. Ob sie sich wohl daran halten?
Die Filmkomödie aus dem Jahr 2012 „Ein Schluck für die Engel“ beschäftigt sich auf warmherzige und unterhaltsame Weise mit der schwindenden Füllmenge in lang lagernden Whiskyfässern.
Auf dem Weg bis in himmlische Sphären laben sich aber auch noch ganz andere Wesen an dem diffundierenden Alkohol. Baudoinia compniacensis , ein alkoholabhängiger Pilz, vergnügt sich an der mit Alkohol geschwängerten Luft in der Nähe von Destillerien. Seine schwarze Präsenz ist an den umliegenden Gebäuden unübersehbar.
Ein Paradis auf Erden sind die Kellerräume der Cognac Hersteller, in denen die mit den feinsten Bränden gefüllten Fässer lagern. Über Jahrzehnte oder sogar über ein Jahrhundert hinweg bekommen die Engel direkt aus dem Paradis ihren gehörigen Anteil.
Faustschilcher
Was ist wohl ein Faustschilcher?
Es gibt den Schilcher, den Schilchersturm, das Schilcherland, eine Schilcher Weinstraße und eben auch den Faustschilcher, der in einem Atemzug mit der Rabiatperle oder dem Heckenklescher genannt wird.
Dabei handelt es sich nicht um faustgroße Trauben aus denen (anstelle mit den Füßen gekeltert) mit Fäusten der Saft aus den Beeren geprügelt wurde, um Schilcher zu gewinnen.
Bei Schilcher handelt es sich um eine österreichische Weinspezialität aus der Weststeiermark. Als Gleichgepresster, Rosé oder als Rotwein besteht der Schilcher zu 100% aus der Wildrebe Blauer Wildbacher. Seinen Namen bekam der Wein wohl aufgrund seiner rosé bis leuchtend rot schillernde Farbe. Die verschiedenen Rotfärbungen, der frische, fruchtige und auch säurebetonte Geschmack sind die Erkennungsmerkmale des Schilchers.
Der junge Wein wird im Herbst schon als „Schilchersturm“ verzehrt, prickelnder Schilchersekt als Aperitif und sogar reife Spät- und Auslesen werden aus der Wildbacherrebe gekeltert.
Für kurze Zeit, von 2017 bis 2018, wurde die gebietstypische Unverwechselbarkeit mit der Qualitätsbezeichnung Schilcherland DAC kenntlich gemacht. Seit 2018 wird der Schilcher auf einer Anbaufläche von ca. 200 ha mit seiner eigenen geschützten Ursprungsbezeichnung innerhalb des kleinsten Anbaugebietes Österreichs, der Weststeiermark DAC (639 ha Anbaufläche) gekennzeichnet.
Der Faustschilcher ist nun die handfeste wenig wertschätzende Bezeichnung für den Wein aus den Schilcher-Anbauorten Deutschlandsberg, Eibiswald, Groß St. Florian, Schwanberg, St. Stefan, Stainz und Wies. Der Name basiert auf der möglichen handgreiflichen Stimmung nach dem reichlichen Verzehr des „trinkigen“ Schilcher. Da kam es wohl auch zu hitzigen Auseinandersetzungen, die mit den Fäusten ausgetragen wurden, nach dem Genuss des anregenden fruchtig-sauren Weins.
Garagenwein
Garagenwein vom Gentlemen-Farmer
Die Garage dient normalerweise als Abstellort für ein gehegt und gepflegtes Automobil oder ist ein Synonym für eine Autowerkstatt mit kaltem Licht, Öl beflecktem Betonboden und Wänden voller Werkzeugen und Messvorrichtungen. Die Patina auf den wenigen freien Flächen der Wände täuscht ein Alter vor, das schon viele gute Jahrgänge erlebt zu haben scheint und der in jede Fuge und Ritze eingesogene Duft von Altöl und Reifen weckt in der Vorstellung von Rotwein-Aromen Assoziationen von Teer und Gummi.
Dort lässt nach Feierabend ein in blauer Arbeitshose gekleideter Gentlemen roten Rebensaft in Altölfässern vergären.
Nach diesen lebendigen Bildern nun die richtige Auflösung/Information zu dem durchaus wertschätzenden Begriff Garagenwein.
Garagenweine sind Weine mit Kultstatus. Sie sind sorgfältig, so natürlich wie möglich und mit viel Handarbeit sowohl im Weinberg als auch im Keller hergestellt. In Frankreich im Bordeaux als auch in den USA in Kalifornien erwarben wohlhabende Weinliebhaber und Quereinsteiger Rebflächen, die sich bestenfalls durch alten Rebbestand und gute Lage auszeichneten. Die Ertragsmengen sind aufgrund des Alters der Rebstöcke und der eher kleinen Weinbergsflächen gering, die Weinqualität sehr gut und der Preis sehr hoch. In den USA wurden die ambitionierten „Hobby-Winzer“ als Gentlemen-Farmer bezeichnet. Der hohe Qualitätsanspruch an die Weine, die z.B. in den 1990er Jahren in St.Émilion von Jean Luc Thunevin mit Château Valandraud angelegt wurde, brachte dem Gargiste oder auch Micro-Château internationale Aufmerksamkeit und Anerkennung ein.
Der Begriff Garagenwein ist sowohl in seiner Herkunft als auch die Entstehung bis heute umstritten. Sowohl Frankreich als auch die USA beanspruchen den Begriff für sich. Eine Erklärung für die Wortbildung ist der Bezug zu den in den 1970er und 80er Jahren entstandenen Garagenfirmen der USA wie z.B. Apple, aus denen Weltkonzerne erwachsen sind. Eine andere Version ist, dass eine Garage genug Platz für die geringe Menge Wein der Garagiste bietet. Heute sind die Châteaus nicht mehr unbedingt Micro, die Preise bleiben allerdings hoch.
Im Internet findet man u.a. Garagenweinshops, Garagenweingüter und vorbestellte Weine können rabattiert am Garagentor als Garagenwein abgeholt werden. Also aufgepasst, ob es sich tatsächlich bei Garagenwein um ein echtes Schätzchen handelt.
Hochgewächs
Hochgewächs ist doch nun wirklich kein so besonderes Wort! Es erschließt sich doch von alleine – oder etwa nicht?
Welches Gewächs strebt dann da in die Höhe?
Ist mit „hoch“ eine Gebirgslage gemeint?
Handelt es sich hier um Hochstapelei oder eine besondere, hohe Qualität eines Gewächses?
Ganz so einfach ist das mit der Definition dann wohl doch nicht, außer natürlich für die „neunmalklugen Weinalleswisser“.
Ein Hochgewächs ist seit 1987 im Weingesetz genau definiert als „Typenwein von besonderer Herkunft“. Der deutsche Begriff Gewächs bezeichnet in der Weinfachwelt nicht etwa eine einzelne Pflanze, sondern entspricht dem französischen „Cru“. Damit kann die Klassifizierung eines Weingutes, eine bestimmte Weinbergslage oder auch ein Qualitätswein gemeint sein. Als Großes Gewächs z.B. werden in Deutschland trockene Weine der höchsten Klassifikationsstufe aus besonderen Lagen unter Einhaltung festgelegter, reduzierter Ertragsmengen und langer Reifezeiten bezeichnet.
Auch beim Hochgewächs geht es um Qualität, Herkunft und Wein-Typ.
Ausschließlich weiße Qualitätsweine bestimmter Anbaugebiete aus der Rebsorte Riesling können zum Hochgewächs werden. Das Mostgewicht der Trauben muss 7–10° Oechsle über dem für Q.b.A.-Wein zu erreichenden Wert des jeweiligen Anbaugebietes liegen, und der daraus entstehende natürliche Alkoholgehalt muss um 1,5 % vol. höher sein als der vorgegebene Standard. Bei der sensorischen Qualitätsprüfung zur Vergabe der amtlichen Prüfnummer müssen anstelle der vorgeschriebenen 1,5 Punkte mindestens 3 erreicht werden.
Die Weinbezeichnung Hochgewächs wurde ins Weingesetz aufgenommen, um die besonderen Qualitäten, die Rieslinge aus den Steillagen von Mosel, Saar, Ruwer erreichen können, kennzeichnend festzuschreiben. Natürlich können Winzer aller deutschen Anbaugebiete bei Erreichen der vorgeschriebenen Richtwerte den Begriff für die Vermarktung ihrer Weine verwenden. Die Weinqualität ist in etwa mit der der Kabinettweine vergleichbar. Heute, in Zeiten des Klimawandels und mehr Sonnenstunden in Deutschland, sind höhere Mostgewichte eher erreicht als noch damals in den 1980er und 90er Jahren.
Die „Marke“ Hochgewächs taucht bis heute auf Weinetiketten der schlanken Rieslingflaschen auf. Riesling ist die meistangebaute weiße Rebsorte in Deutschland. Um seinen Wein da herauszuheben, macht mancher Winzer bis heute mit dem Hochgewächs auf die erreichte Qualität (und manchmal auch die Steillage, von der sein Riesling stammt) aufmerksam.
Instant Wine
Pulver-Wein aus der Tüte ist vielleicht nicht neu, passt aber als Produktidee zum Outdoor- und Camping-Trend der letzten Jahre. Was ist heute noch dran an der Träumerei, reisetaugliche, köstliche, alkoholische Getränke immer zur Hand zu haben? Wird ein Wein-Pülverchen, das mit heißem Wasser verrührt wird, dem Wunsch nach Genuss und Entspannung gerecht, vielleicht nach sportlichen Aktivitäten in schöner, wilder Umgebung, eine gepflegte Tasse Rotwein zu schlürfen?
Verständlicherweise sind Winzern die Begriffe „Weinpulver“ oder „Instant Wine“ ein Dorn im Auge und deren Verwendung eigentlich nicht mehr zulässig. Nichtsdestotrotz finden sich im Internet genau unter dem Suchbegriff diverse Angebote der, wie es richtig heißen sollte, Getränkepulver mit Rotweinextrakt.
In 1-Kilogramm-Gebinden sind z. B. Instant-Rotweinextrakt-Pulver, 100 % Traubenschalenextrakt-Pulver oder Polyphenole Bio Rotwein Hefeextrakt-Pulver genauso verfügbar wie Glühwein aus der Tüte: „Der kleine Spaß auf der Hütte“ aus Rotweinextrakt, Alkohol + Aroma, ein verzehrfertiges Getränk mit 8,2 % Vol. Alkohol. Ebenso finden sich im Netz Berichte der Mutigen, die sich auf das Experiment eingelassen haben.
Schon 1974 wurde in den USA ein erstes Patent auf Trockenalkohol angemeldet. In der Verbindung mit Dextrinen lässt sich Ethanol „einkapseln“ und pulverisieren. Dieses Alkoholpulver fand und findet Verwendung in Lebens- und Arzneimitteln. Im Laufe der letzten Jahrzehnte hat es immer wieder Anläufe gegeben, eine wirklich zündende Geschäftsidee für leckere, genussreiche, alkoholische Getränke aus der Erfindung zu entwickeln. Egal, ob bei Cocktails oder Wein, gilt es im Vertrieb neben den Fragen der Zielgruppen und Qualität auch noch rechtliche Aspekte je nach Land zu berücksichtigen. Also, ganz so einfach ist es nicht mit dem
1. (60 g Beutelinhalt in die Tasse geben)
2.(mit 200 ml heißem Wasser auffüllen)
3.(umrühren und abkühlen lassen) Instant Wine.
Juck / Jück
Juck, Jück oder bekannter als Joch ist zugegebenermaßen ein Begriff aus dem Ackerbau und nicht spezifisch den Weinbergen zugeordnet. Schön, wenn auch veraltet, ist er trotzdem und allemal wert „abgestaubt“ zu werden. Juchart, Juck und Jück bezeichnen ein Flächenmaß, das an einem Tag mit einem Joch, dem Ochsengespann, bearbeitet werden konnte - ein Tagewerk.
Das Schweizer Juchart (36,45 Ar) misst weniger als ein österreichisches Joch (57,55 Ar) und in deutschen Gebieten fallen die Flächen noch kleiner aus.
Kann man da etwa Rückschlüsse auf die Kräfte und den Fleiß der Ochsen ziehen?
Scherz beiseite: Der Begriff stammt vom lateinischen Jugerum und entspricht heute einem Viertel Hektar.
Jück ist eine Maßeinheit aus dem Herzogtum Oldenburg. Heute wird der plattdeutsche Begriff „dat Jück“ (für das Joch) durch das Niedersächsische Ministerium für Wissenschaft und Kultur im Sprachgebrauch als Trage-,
bzw. Zuggeschirr für Lasten bestätigt.
Hat Juck oder Jück nicht vielleicht doch noch etwas mit Jucken zu tun? Liegt die Wortspielerei doch so nahe …
Anmaßend schön wäre es, wenn die kölsche unternehmungslustige Redensart „op Jück sin“ dem fleißigen Tagewerk entstammte. Ist der Kölner an sich doch gerne unterwegs und tut auch gerne geschäftig.
Tatsächlich bezeichnete Jück in der feierfreudigen Stadt am Rhein einmal unliebsamen Juckreiz.
Kalkrebe
Was ist ein Weinrebengewächs mit 8 Buchstaben? Der zweite Buchstabe ist ein a.
Als Kreuzworträtsel-Spezialist haben Sie es bestimmt gewusst?!
Die Kalkrebe lautet die richtige Antwort.
… und NEIN, es ist keine Rebenkrankheit wie z.B. vergleichbar beim Menschen die Kalkschulter.
Kalkrebe ist eine der zahlreichen Bezeichnungen für die Reblaus resistente Unterlagsrebsorte Vitis berlandieri, benannt nach dem Schweizer Biologen Jean Louis Berlandier. In der Fachliteratur auch heute noch häufig als Vitis berlandieri bezeichnet, lautet ihr korrekter Name als eine der 5 Varietäten von Vitis cinerea, Vitis cinerea var. Helleri.
Entdeckt hat Berlandier sie 1834 in Bexar County in Texas, wo sie heute noch wächst, sowie in New Mexico und Nordmexico. Die Trauben schmecken säuerlich, sind klein und es ist kein erklärtes Ziel aus diesem Rebengewächs Weine zu keltern. Neckischerweise trägt die saure Traube auch Namen wie „Suger Grape“ oder „Sweet Grape“ neben vielen weiteren Trivialnamen wie „Mountain Grape“ oder „Spanish Grape“. Die Kalkrebe verdankt ihren Namen der Vorliebe für kalkhaltige Böden und vermählt mit der Uferrebe Vitis riparia oder Felsenrebe Vitis Rupestris sind zahlreiche Reblaus resistente Kreuzungen für Unterlagsreben mit wissenschaftlichen Bezeichnungen wie Teleki 5C, Selektion Oppenheim, Kober 125AA, 1103 Paulsen, entstanden. Die Kalkrebe allein wurzelt nicht sonderlich gut, bringt aber als gute Eigenschaften ihre Präferenz für Kalkböden, ihre Genügsamkeit, was Wasser anbelangt und die Resistenzen gegen Rebläuse, echten und falschen Mehltau mit in die „Ehe“.
Unterlagsrebe bedeutet, dass der Wurzelstock mit einer anderen Rebsorte z. B. Chardonnay oder Cabernet Sauvignon, etc., veredelt (gepfropft) wird. Das sind dann die bekannten und beliebten Rebsorten aus der Gruppe der Edlen Weinrebe, Vitis vinifera.
Für den Weingenuss „nur“ mit ihren Wurzeln im Untergrund nützlich, dient die Kalkrebe in der Kategorie Kulturpflanze als Nahrungs- und Genussmittel. Da heißt es: „Die Früchte sind essbar.“ Aber viel abwechslungsreicher ist die Tatsache, dass die gekochten Blätter, der als Gemüse eingeordneten Ranken, für allerlei Speisen (Wraps) verwendet werden können!
Die Kalkrebe, ein Lösungswort im Kreuzworträtsel, eine Abwechslung in dem Speiseplan und solide Basis für viele tausend Hektar Weinanbau weltweit.
Korrigierte Breiten
Unnützes Wissen gibt es nicht!
Nach dem Motto hinterfragen wir besondere Weinfachbegriffe.
Verspielt und unterhaltsam – so lässt sich der Weinwissens-Imbiss schnell konsumieren.
Entscheiden Sie selbst, ob es sich dabei um Unnützes oder lohnenswertes Insider-Wissen handelt.
In den kommenden Wochen einen weiteren Begriff der Weinwelt erläutern!
ABC = Anything But Chardonnay
Was ist ein ABC-Trinker?
Ein Weintrinker, der keine Weißweine aus der Rebsorte Chardonnay trinkt. Manche erweitern die Ablehnung auch auf die rote Rebsorte Cabernet Sauvignon. Beide kosmopolitischen Rebsorten gehören weltweit zu den meistangebauten Rebsorten. Chardonnay, als meistangebaute weiße Rebsorte, bestockt in der neuen und alten Welt knapp 200.000 Hektar Anbaufläche (Platz 5) und Cabernet Sauvignon führt die Top 10 Rebsorten-Liste bis heute unangefochten an. Das harte Urteil, das zu der Ablehnung der Weine aus eben diesen Rebsorten führte, beruht auf einem Weintrend aus den 1980er Jahren: Chardonnays, die als „fette Schnecke“, breit und ihrer Vielseitigkeit beraubt mit viel Alkohol und stark getoasteten Barriques ausgebaut wurden. Der satte, üppige Trend wanderte von Kontinent zu Kontinent und führte zu einer regelrechten Übersättigung von Weinkritikern und -trinkern mit alkoholreichen Chardonnays mit Barriquenote. Zum Glück sind die bis zur Unkenntlichkeit vinifizierten Chardonnays wieder demaskiert und heute zeigen an vielen Orten dieser Welt auf kalkhaltigen Böden z. B. in klassischen Weinen aus dem Burgund und Schaumweinen aus der Champagne ihr wahres Potenzial dank feinsinniger Produzenten, die die Herkunft und Facetten der Rebsorte ausdrücken möchten.
Böckser
Die Kurzgeschichte vom Ziegenbock und der Kupfermünze.
Der Böckser ist ein Weinfehler, der seinen Namen tatsächlich aufgrund seines strengen Geruchs dem Ziegenbock verdankt - „stinkt wie ein Bock“. Der Schwefel- oder Hefeböckser (H2S-Böckser) kann während der Gärung und dem reduktiven Ausbau von Wein entstehen. Der eher nach faulen Eiern riechende Schwefelwasserstoff verliert in der Regel seinen unangenehmen Geruch, wenn der Wein vom Hefelager getrennt oder belüftet wird, sowohl bei der Herstellung (Abstich) als auch in der Flasche (Karaffieren). Sollte ein junger Weißwein im Glas nach dem Einschenken dennoch diesen schwefeligen Geruch haben, können Sie entweder mit viel Schwenken dem Wein Luft zuführen und warten bis sich der unangenehme Duft verflüchtigt oder mittels einer Kupfermünze (1,2, oder 5 Centmünze) die Sie in das Weinglas geben, Abhilfe schaffen. Die sich sehr schnell freisetzenden Kupferionen binden den Böckser.
Cape Doctor
Der Cape Doctor oder auch Kapdoktor ist ein feststehender Begriff für den Kühle bringenden Fallwind, der aus Südosten kommend über den Tafelberg Richtung Kapstadt bläst.
Der „South Easter“ wie der Wind auch genannt wird, bläst vom Frühling bis zum Herbst. Er kommt als harmloses Lüftchen daher, besitzt aber oft auch die von den Kapstadt Bewohnern sehnsüchtig erwartete Frische, die die stickige Luft aus der Stadt vertreibt und kann aufbrausend mit Geschwindigkeiten bis zu 160 km/h über den Tafelberg fegen und die Stadt erstürmen.
Für den Weinbau in der Kap Region ist der frische Wind nützlich, um die Reben vor Krankheiten zu schützen, kann aber auch mit seiner zerstörerischen Heftigkeit Schaden zufügen. Seinen wohlmeinenden Namen verdankt der Doktor seiner lindernden und reinigenden Wirkung auf die Stadt und ihre Bewohner. Oder hat vielleicht Jan Anthoniszoon van Riebeeck, der als Arzt und Kaufmann den Stützpunkt aufbaute (1652), aus dem sich Kapstadt entwickelte, etwas mit dem Doktor zu tun, der segensreihe Linderung bringt? Auf alle Fälle war es er, der die ersten Rebstöcke aus Europa nach Südafrika brachte.
Drusen
Der Begriff klingt nach „Asterix und die Drusen“, nach einem Magier oder einem medizinischen Begriff.
Tatsächlich hat das Wort Drusen mehrere Bedeutungen. So sind die Drusen u. A. eine im Jahr 1010 n.Chr. entstandene Religionsgemeinschaft. Also vielleicht gedanklich gar nicht so weit weg von den magischen Fähigkeiten eines Druiden und den heilenden Kräften von Kräutern und Kosmos ; )
Auch medizinisch hat der Begriff eine eindeutige Zuordnung. Drusen sind Ablagerungen unterhalb der Netzhaut des Auges
Was hat jetzt Drusen wohl mit Wein zu tun?
Drusen ist eine Bezeichnung für das Geläger, also die Heferückstände nach der Gärung. Drusenwein, Drusenbrand sind Produkte, die man schon früher aus diesen Rückständen gewonnen hat.
Der überwiegend aus Hefe bestehende Drusen, Geläger oder auch als Weintrub bezeichnete Bodensatz wird für die Herstellung von Drusenwein nach der Gärung ausgepresst. Heute darf dieser Hefepresswein nicht mehr vermarktet werden. Deswegen ist das angenehm hefig schmeckende Getränk wenig bekannt. Anders ist es mit dem Drusenbrand, der wiederum einer EU-Verordnung unterliegt nur aus Wein- und Fruchttrub mit maximal 86% Alk. (wenigsten 38% Alk.) hergestellt werden darf.
Engelsanteil
Engelsanteil beschreibt den für die himmlischen Geschöpfe fein aufsteigenden Dunst aus kostbaren irdenen Holzfässern. Während Wein, Whisky, Rum, Cognac oder ähnliche Destillate ihre Reifezeit in Weinkellern oder Destillerien verbringen, fliegt den Engel ihr Anteil der Kostbarkeiten zu. Da herrscht internationaler Konsens und es bedarf keinerlei Diskussion über die Abtretungen an die Himmelskasse.
Part des Anges , Anteil der Engel oder Angels´Share heißen die immer aus Alkohol (Ethanol) und Wasser bestehenden Beiträge /Abgaben in den verschiedenen Sprachen. Je nach Klima variiert das Verhältnis zwischen Alkohol und Wasser, welches zu den Engeln in den Himmel aufsteigt.
Der durch die Holzfassporen verdunstende Engelsanteil minimiert die Füllmenge im Fass. Sauerstoff füllt diesen frei gewordenen Raum und beschleunigt damit die oxidative Reifung.
Je kleiner das Fass oder Gebinde, desto schneller kommen dann die Reifungsprozesse in Gang.
Bei Whisky, Rum oder Cognac hat der zu den Engeln fliegende Alkohol bedenkenswerte Auswirkungen: Bei Whisky darf der Alkoholgehalt im Fass nicht unter die vorgeschriebenen 40% sinken und laut englischem Zoll müssen sich die Engel mit einem Anteil von 2,5% Alkohol im Jahr zufriedengeben. Ob sie sich wohl daran halten?
Die Filmkomödie aus dem Jahr 2012 „Ein Schluck für die Engel“ beschäftigt sich auf warmherzige und unterhaltsame Weise mit der schwindenden Füllmenge in lang lagernden Whiskyfässern.
Auf dem Weg bis in himmlische Sphären laben sich aber auch noch ganz andere Wesen an dem diffundierenden Alkohol. Baudoinia compniacensis , ein alkoholabhängiger Pilz, vergnügt sich an der mit Alkohol geschwängerten Luft in der Nähe von Destillerien. Seine schwarze Präsenz ist an den umliegenden Gebäuden unübersehbar.
Ein Paradis auf Erden sind die Kellerräume der Cognac Hersteller, in denen die mit den feinsten Bränden gefüllten Fässer lagern. Über Jahrzehnte oder sogar über ein Jahrhundert hinweg bekommen die Engel direkt aus dem Paradis ihren gehörigen Anteil.
Faustschilcher
Was ist wohl ein Faustschilcher?
Es gibt den Schilcher, den Schilchersturm, das Schilcherland, eine Schilcher Weinstraße und eben auch den Faustschilcher, der in einem Atemzug mit der Rabiatperle oder dem Heckenklescher genannt wird.
Dabei handelt es sich nicht um faustgroße Trauben aus denen (anstelle mit den Füßen gekeltert) mit Fäusten der Saft aus den Beeren geprügelt wurde, um Schilcher zu gewinnen.
Bei Schilcher handelt es sich um eine österreichische Weinspezialität aus der Weststeiermark. Als Gleichgepresster, Rosé oder als Rotwein besteht der Schilcher zu 100% aus der Wildrebe Blauer Wildbacher. Seinen Namen bekam der Wein wohl aufgrund seiner rosé bis leuchtend rot schillernde Farbe. Die verschiedenen Rotfärbungen, der frische, fruchtige und auch säurebetonte Geschmack sind die Erkennungsmerkmale des Schilchers.
Der junge Wein wird im Herbst schon als „Schilchersturm“ verzehrt, prickelnder Schilchersekt als Aperitif und sogar reife Spät- und Auslesen werden aus der Wildbacherrebe gekeltert.
Für kurze Zeit, von 2017 bis 2018, wurde die gebietstypische Unverwechselbarkeit mit der Qualitätsbezeichnung Schilcherland DAC kenntlich gemacht. Seit 2018 wird der Schilcher auf einer Anbaufläche von ca. 200 ha mit seiner eigenen geschützten Ursprungsbezeichnung innerhalb des kleinsten Anbaugebietes Österreichs, der Weststeiermark DAC (639 ha Anbaufläche) gekennzeichnet.
Der Faustschilcher ist nun die handfeste wenig wertschätzende Bezeichnung für den Wein aus den Schilcher-Anbauorten Deutschlandsberg, Eibiswald, Groß St. Florian, Schwanberg, St. Stefan, Stainz und Wies. Der Name basiert auf der möglichen handgreiflichen Stimmung nach dem reichlichen Verzehr des „trinkigen“ Schilcher. Da kam es wohl auch zu hitzigen Auseinandersetzungen, die mit den Fäusten ausgetragen wurden, nach dem Genuss des anregenden fruchtig-sauren Weins.
Garagenwein
Garagenwein vom Gentlemen-Farmer
Die Garage dient normalerweise als Abstellort für ein gehegt und gepflegtes Automobil oder ist ein Synonym für eine Autowerkstatt mit kaltem Licht, Öl beflecktem Betonboden und Wänden voller Werkzeugen und Messvorrichtungen. Die Patina auf den wenigen freien Flächen der Wände täuscht ein Alter vor, das schon viele gute Jahrgänge erlebt zu haben scheint und der in jede Fuge und Ritze eingesogene Duft von Altöl und Reifen weckt in der Vorstellung von Rotwein-Aromen Assoziationen von Teer und Gummi.
Dort lässt nach Feierabend ein in blauer Arbeitshose gekleideter Gentlemen roten Rebensaft in Altölfässern vergären.
Nach diesen lebendigen Bildern nun die richtige Auflösung/Information zu dem durchaus wertschätzenden Begriff Garagenwein.
Garagenweine sind Weine mit Kultstatus. Sie sind sorgfältig, so natürlich wie möglich und mit viel Handarbeit sowohl im Weinberg als auch im Keller hergestellt. In Frankreich im Bordeaux als auch in den USA in Kalifornien erwarben wohlhabende Weinliebhaber und Quereinsteiger Rebflächen, die sich bestenfalls durch alten Rebbestand und gute Lage auszeichneten. Die Ertragsmengen sind aufgrund des Alters der Rebstöcke und der eher kleinen Weinbergsflächen gering, die Weinqualität sehr gut und der Preis sehr hoch. In den USA wurden die ambitionierten „Hobby-Winzer“ als Gentlemen-Farmer bezeichnet. Der hohe Qualitätsanspruch an die Weine, die z.B. in den 1990er Jahren in St.Émilion von Jean Luc Thunevin mit Château Valandraud angelegt wurde, brachte dem Gargiste oder auch Micro-Château internationale Aufmerksamkeit und Anerkennung ein.
Der Begriff Garagenwein ist sowohl in seiner Herkunft als auch die Entstehung bis heute umstritten. Sowohl Frankreich als auch die USA beanspruchen den Begriff für sich. Eine Erklärung für die Wortbildung ist der Bezug zu den in den 1970er und 80er Jahren entstandenen Garagenfirmen der USA wie z.B. Apple, aus denen Weltkonzerne erwachsen sind. Eine andere Version ist, dass eine Garage genug Platz für die geringe Menge Wein der Garagiste bietet. Heute sind die Châteaus nicht mehr unbedingt Micro, die Preise bleiben allerdings hoch.
Im Internet findet man u.a. Garagenweinshops, Garagenweingüter und vorbestellte Weine können rabattiert am Garagentor als Garagenwein abgeholt werden. Also aufgepasst, ob es sich tatsächlich bei Garagenwein um ein echtes Schätzchen handelt.
Hochgewächs ist doch nun wirklich kein so besonderes Wort! Es erschließt sich doch von alleine – oder etwa nicht?
Welches Gewächs strebt dann da in die Höhe?
Ist mit „hoch“ eine Gebirgslage gemeint?
Handelt es sich hier um Hochstapelei oder eine besondere, hohe Qualität eines Gewächses?
Ganz so einfach ist das mit der Definition dann wohl doch nicht, außer natürlich für die „neunmalklugen Weinalleswisser“.
Ein Hochgewächs ist seit 1987 im Weingesetz genau definiert als „Typenwein von besonderer Herkunft“. Der deutsche Begriff Gewächs bezeichnet in der Weinfachwelt nicht etwa eine einzelne Pflanze, sondern entspricht dem französischen „Cru“. Damit kann die Klassifizierung eines Weingutes, eine bestimmte Weinbergslage oder auch ein Qualitätswein gemeint sein. Als Großes Gewächs z.B. werden in Deutschland trockene Weine der höchsten Klassifikationsstufe aus besonderen Lagen unter Einhaltung festgelegter, reduzierter Ertragsmengen und langer Reifezeiten bezeichnet.
Auch beim Hochgewächs geht es um Qualität, Herkunft und Wein-Typ.
Ausschließlich weiße Qualitätsweine bestimmter Anbaugebiete aus der Rebsorte Riesling können zum Hochgewächs werden. Das Mostgewicht der Trauben muss 7–10° Oechsle über dem für Q.b.A.-Wein zu erreichenden Wert des jeweiligen Anbaugebietes liegen, und der daraus entstehende natürliche Alkoholgehalt muss um 1,5 % vol. höher sein als der vorgegebene Standard. Bei der sensorischen Qualitätsprüfung zur Vergabe der amtlichen Prüfnummer müssen anstelle der vorgeschriebenen 1,5 Punkte mindestens 3 erreicht werden.
Die Weinbezeichnung Hochgewächs wurde ins Weingesetz aufgenommen, um die besonderen Qualitäten, die Rieslinge aus den Steillagen von Mosel, Saar, Ruwer erreichen können, kennzeichnend festzuschreiben. Natürlich können Winzer aller deutschen Anbaugebiete bei Erreichen der vorgeschriebenen Richtwerte den Begriff für die Vermarktung ihrer Weine verwenden. Die Weinqualität ist in etwa mit der der Kabinettweine vergleichbar. Heute, in Zeiten des Klimawandels und mehr Sonnenstunden in Deutschland, sind höhere Mostgewichte eher erreicht als noch damals in den 1980er und 90er Jahren.
Die „Marke“ Hochgewächs taucht bis heute auf Weinetiketten der schlanken Rieslingflaschen auf. Riesling ist die meistangebaute weiße Rebsorte in Deutschland. Um seinen Wein da herauszuheben, macht mancher Winzer bis heute mit dem Hochgewächs auf die erreichte Qualität (und manchmal auch die Steillage, von der sein Riesling stammt) aufmerksam.
Instant Wine
Pulver-Wein aus der Tüte ist vielleicht nicht neu, passt aber als Produktidee zum Outdoor- und Camping-Trend der letzten Jahre. Was ist heute noch dran an der Träumerei, reisetaugliche, köstliche, alkoholische Getränke immer zur Hand zu haben? Wird ein Wein-Pülverchen, das mit heißem Wasser verrührt wird, dem Wunsch nach Genuss und Entspannung gerecht, vielleicht nach sportlichen Aktivitäten in schöner, wilder Umgebung, eine gepflegte Tasse Rotwein zu schlürfen?
Verständlicherweise sind Winzern die Begriffe „Weinpulver“ oder „Instant Wine“ ein Dorn im Auge und deren Verwendung eigentlich nicht mehr zulässig. Nichtsdestotrotz finden sich im Internet genau unter dem Suchbegriff diverse Angebote der, wie es richtig heißen sollte, Getränkepulver mit Rotweinextrakt.
In 1-Kilogramm-Gebinden sind z. B. Instant-Rotweinextrakt-Pulver, 100 % Traubenschalenextrakt-Pulver oder Polyphenole Bio Rotwein Hefeextrakt-Pulver genauso verfügbar wie Glühwein aus der Tüte: „Der kleine Spaß auf der Hütte“ aus Rotweinextrakt, Alkohol + Aroma, ein verzehrfertiges Getränk mit 8,2 % Vol. Alkohol. Ebenso finden sich im Netz Berichte der Mutigen, die sich auf das Experiment eingelassen haben.
Schon 1974 wurde in den USA ein erstes Patent auf Trockenalkohol angemeldet. In der Verbindung mit Dextrinen lässt sich Ethanol „einkapseln“ und pulverisieren. Dieses Alkoholpulver fand und findet Verwendung in Lebens- und Arzneimitteln. Im Laufe der letzten Jahrzehnte hat es immer wieder Anläufe gegeben, eine wirklich zündende Geschäftsidee für leckere, genussreiche, alkoholische Getränke aus der Erfindung zu entwickeln. Egal, ob bei Cocktails oder Wein, gilt es im Vertrieb neben den Fragen der Zielgruppen und Qualität auch noch rechtliche Aspekte je nach Land zu berücksichtigen. Also, ganz so einfach ist es nicht mit dem
1. (60 g Beutelinhalt in die Tasse geben)
2.(mit 200 ml heißem Wasser auffüllen)
3.(umrühren und abkühlen lassen) Instant Wine.
Juck / Jück
Juck, Jück oder bekannter als Joch ist zugegebenermaßen ein Begriff aus dem Ackerbau und nicht spezifisch den Weinbergen zugeordnet. Schön, wenn auch veraltet, ist er trotzdem und allemal wert „abgestaubt“ zu werden. Juchart, Juck und Jück bezeichnen ein Flächenmaß, das an einem Tag mit einem Joch, dem Ochsengespann, bearbeitet werden konnte - ein Tagewerk.
Das Schweizer Juchart (36,45 Ar) misst weniger als ein österreichisches Joch (57,55 Ar) und in deutschen Gebieten fallen die Flächen noch kleiner aus.
Kann man da etwa Rückschlüsse auf die Kräfte und den Fleiß der Ochsen ziehen?
Scherz beiseite: Der Begriff stammt vom lateinischen Jugerum und entspricht heute einem Viertel Hektar.
Jück ist eine Maßeinheit aus dem Herzogtum Oldenburg. Heute wird der plattdeutsche Begriff „dat Jück“ (für das Joch) durch das Niedersächsische Ministerium für Wissenschaft und Kultur im Sprachgebrauch als Trage-,
bzw. Zuggeschirr für Lasten bestätigt.
Hat Juck oder Jück nicht vielleicht doch noch etwas mit Jucken zu tun? Liegt die Wortspielerei doch so nahe …
Anmaßend schön wäre es, wenn die kölsche unternehmungslustige Redensart „op Jück sin“ dem fleißigen Tagewerk entstammte. Ist der Kölner an sich doch gerne unterwegs und tut auch gerne geschäftig.
Tatsächlich bezeichnete Jück in der feierfreudigen Stadt am Rhein einmal unliebsamen Juckreiz.
Kalkrebe
Was ist ein Weinrebengewächs mit 8 Buchstaben? Der zweite Buchstabe ist ein a.
Als Kreuzworträtsel-Spezialist haben Sie es bestimmt gewusst?!
Die Kalkrebe lautet die richtige Antwort.
… und NEIN, es ist keine Rebenkrankheit wie z.B. vergleichbar beim Menschen die Kalkschulter.
Kalkrebe ist eine der zahlreichen Bezeichnungen für die Reblaus resistente Unterlagsrebsorte Vitis berlandieri, benannt nach dem Schweizer Biologen Jean Louis Berlandier. In der Fachliteratur auch heute noch häufig als Vitis berlandieri bezeichnet, lautet ihr korrekter Name als eine der 5 Varietäten von Vitis cinerea, Vitis cinerea var. Helleri.
Entdeckt hat Berlandier sie 1834 in Bexar County in Texas, wo sie heute noch wächst, sowie in New Mexico und Nordmexico. Die Trauben schmecken säuerlich, sind klein und es ist kein erklärtes Ziel aus diesem Rebengewächs Weine zu keltern. Neckischerweise trägt die saure Traube auch Namen wie „Suger Grape“ oder „Sweet Grape“ neben vielen weiteren Trivialnamen wie „Mountain Grape“ oder „Spanish Grape“. Die Kalkrebe verdankt ihren Namen der Vorliebe für kalkhaltige Böden und vermählt mit der Uferrebe Vitis riparia oder Felsenrebe Vitis Rupestris sind zahlreiche Reblaus resistente Kreuzungen für Unterlagsreben mit wissenschaftlichen Bezeichnungen wie Teleki 5C, Selektion Oppenheim, Kober 125AA, 1103 Paulsen, entstanden. Die Kalkrebe allein wurzelt nicht sonderlich gut, bringt aber als gute Eigenschaften ihre Präferenz für Kalkböden, ihre Genügsamkeit, was Wasser anbelangt und die Resistenzen gegen Rebläuse, echten und falschen Mehltau mit in die „Ehe“.
Unterlagsrebe bedeutet, dass der Wurzelstock mit einer anderen Rebsorte z. B. Chardonnay oder Cabernet Sauvignon, etc., veredelt (gepfropft) wird. Das sind dann die bekannten und beliebten Rebsorten aus der Gruppe der Edlen Weinrebe, Vitis vinifera.
Für den Weingenuss „nur“ mit ihren Wurzeln im Untergrund nützlich, dient die Kalkrebe in der Kategorie Kulturpflanze als Nahrungs- und Genussmittel. Da heißt es: „Die Früchte sind essbar.“ Aber viel abwechslungsreicher ist die Tatsache, dass die gekochten Blätter, der als Gemüse eingeordneten Ranken, für allerlei Speisen (Wraps) verwendet werden können!
Die Kalkrebe, ein Lösungswort im Kreuzworträtsel, eine Abwechslung in dem Speiseplan und solide Basis für viele tausend Hektar Weinanbau weltweit.