Roséwein, ein langanhaltender Trend -
und endlich etablierte, wertgeschätzte Weinkategorie
Rosés existieren eigentlich schon immer. Hartnäckig, ernsthaften Weinliebhabern zum Trotz, stehen sie wie Phönix aus der Asche seit Jahrzehnten jeden Sommer wieder in den Weinregalen und großen Verkaufsinseln der Supermärkte und Weinläden. Es ist ein Wein, der mit Leichtigkeit, unbeschwerten Sommergefühlen, Urlaubslaune farbenfroh und unschuldig sogar mit darin schwimmenden Eiswürfeln die Herzen der Weinkonsumenten erfreut.
Seit im Jahr 2022 Rosé zum Trend erklärt wurde, hält dieser Trend an. Längst nicht mehr nur im Sommer wird der von zartrosa bis hellrote Wein gehypt. Der Niedergang vor der Wiederauferstehung bleibt quasi seit ein paar Jahren aus, und Roséweine ganzjährig im Weinregal.
„Ein Trend ist ein Instrument zur Beschreibung von Veränderungen und Strömungen in allen Bereichen der Gesellschaft.“ (Wikipedia)Vom original Mateus Rosé, dem portugiesischen Verkaufsschlager mit Restsüße in der bauchigen Flasche seit 1942 bis zum trockenen Rosé-Schaumwein mit traditioneller Flaschengärung und 36 Monaten Hefelager heute, hat sich wirklich viel verändert. Der Schoppen Weißherbst in der Straußenwirtschaft, die fruchtigen Rosados zu Tapas und aromatischen Rosés aus der Provence zum mediterranen Essen zeigen regionale Beliebt- und Besonderheiten. Rosé hat sich bis in die Weinbegleitung der Sternegastronomie emporgearbeitet. Die ganze Palette von hell lachsfarben bis grell pink über fast kirschrote Weine strömt tatsächlich in alle Bereiche des Weinkonsums.
„Bei einem Trend kann es sich um eine kurzfristige Erscheinung oder um einen langfristigen Wandel handeln.“ (TRENDGEFLÜSTER. Life is a Story - story.one, Carlo Puzzo)So ein langfristiger Wandel hat sich in Bezug auf den Genuss von Roséwein definitiv vollzogen. Während der Rotweinkonsum in Frankreich z. B. seit 2007 stetig sank, nahm dort der Verzehr von Rosé im Gegenzug deutlich zu.
Neben den Rosés aus den beliebten benachbarten Urlaubsländern Frankreich, Spanien und Italien trinkt man in Deutschland gerne Produkte der hiesigen Winzer. Fast die Hälfte aller in Deutschland verkauften Rosés stammen aus den heimischen Anbaugebieten.
Wie wird Rosé hergestellt?
Erst einmal ist es wichtig zu erwähnen, dass Rosés extra vinifiziert werden und nicht „nur“ ein Nebenprodukt bei der Rotweinbereitung sind. Roséweine werden aus roten, dunklen Trauben hergestellt. In Deutschland werden vorzugsweise die Rebsorten Spätburgunder, Dornfelder und Portugieser für deren Herstellung verwendet. Die zarteste, leicht rotgoldene Tönung - auf dem Etikett ist keinerlei Andeutung von Rosé erkennbar - findet sich im Blanc de Noir wieder. Der „Weiße“ aus den „Schwarzen“ dürfte eine Zeit lang tatsächlich keinerlei Färbung aufweisen, bis ihm weinrechtlich doch wieder der edle Schimmer erlaubt wurde. In den Weinkarten der Restaurants und Regalen der Weinhändler wird der aus dunklen Trauben gewonnene helle Wein der Rubrik Rosé zugeordnet. Die Beeren werden nach der Lese gepresst und der Saft wird ohne längeren Kontakt mit den Beerenhäuten direkt abgezogen, um wie bei der Weißweinbereitung ohne Schale, Stiel und Stängel zu vergären.
Von lachsfarben bis kirschrot
Mehr Farbe kommt ins Spiel, bzw. später in die Flasche, wenn die Trauben angepresst werden und der Saft einige Stunden mit den farbigen Schalen in Kontaktaufnahme geht. Je nach Dauer und Farbpigmenten der unterschiedlichen Rebsorten flirten Saft, Farbe und Phenole, aus den Schalen vollkommen neu durcheinander geflutet miteinander und knüpfen mehr oder weniger intensive rosa Bande. Die weitere Bearbeitung prägt dann die Stilistik und Güte des Weines: Bedeutet faktisch kann man an der Farbe keine Rückschlüsse auf die Qualität ziehen. So werden je nach Herkunft und Tradition Rebsorten miteinander verschnitten oder als reinsortige Rosés entweder im Edelstahltank oder im Holzfass vinifiziert und filtriert oder unfiltriert in Flaschen abgefüllt. So verschieden bunt, wie sie in den durchsichtigen Glasflaschen strahlen, so unterschiedlich sind sie entstanden.
Einige Rosés, wie z. B. die Tavel Rosés von der südlichen Rhône, entstehen dann doch als Nebenprodukt der Rotweinherstellung. Mit der Absicht einen konzentrierten Rotwein herzustellen, wird beim Saignée Verfahren nach ein bis zwei Tagen ca. ein Zehntel des Mostes aus dem Gärtank abgelassen und in einem anderen Tank weiter zu Rosé verarbeitet. Der abgezogene Wein ist deutlich kräftiger in Farbe, Geschmack und Alkohol als die eigens auf Eleganz und Frische hin vinifizierten Weine.
Ein bisschen Rot + ein bisschen Weiß zusammengemischt = Rosa
Laut EU-Verordnung von 2019 dürfen Rot- und Weißweine nicht miteinander verschnitten werden, um als Rosé vermarktet zu werden. Nur Weine rein aus roten Rebsorten mit Jahrgang und geschützter Herkunft dürfen in Österreich und Deutschland als Roséwein vertrieben werden.
Selten findet man dennoch einen Rotling oder Schillerwein als Landwein, einen Verschnitt von rot und weiß wie aus früheren Zeiten.
Rosé ist Wein mit Tradition und Variation
Roséweine sind vom leicht-fruchtigen Sommervergnügen bis zum mehrjährig lagerfähigen Speisebegleiter eine ganz eigene Weinkategorie. Sie sind was die Frucht, Phenole und Struktur angeht weder mit Rot noch mit Weißweinen vergleichbar – eben etwas Eigenständiges!
Was sie jedoch mit Weiß- und Rotweinen gemeinsam haben, ist, dass sie ihre Herkunft widerspiegeln. Je nach Weinregion variieren die jeweils typischen Rebsorten und der Ausdruck von Terroir. Der Anspruch der Winzer charakterstarke Weine zu produzieren, schafft Raum für Mineralität, Körper und Tiefe. Die ganze Bandbreite der modernen und bedachtsamen Kellertechnik wird auch für die Produktion von Rosés angewendet. Die Zeit der dropsigen Fruchtbomben ist passé. Reifes Lesegut, variable Maischestandzeit, Art und Weise des weiteren Ausbaus in Fass oder Tank, längeres Hefelager und die Dauer der Reife bis zur filtrierten oder unfiltrierten Abfüllung – das ganze Portfolio der Kellertechnik wird bei der Herstellung von Rosés angewendet. Gut so! Die Kundschaft dankt es!
Provence-Rosé, der Bindestrich manifestiert die Liaison (die eine ist ohne den anderen nicht vorstellbar) verkörpert Tradition pur.
„Tradition ist nicht die Anbetung der Asche, sondern die Weitergabe des Feuers.“Dieser, auch in Variation viel zitierte Satz nicht genau geklärten Ursprungs, passt wunderbar zur Entwicklung der Rosés aus der mediterranen Urlaubsregion. Klassische Cuvées aus Grenache, Syrah und Cinsault haben Qualitätsstandards der Rosé-Neuzeit gesetzt und auch die Preispolitik an das Hier und Jetzt für hochwertige Weine angepasst. Da flammt tatsächlich wieder Leidenschaft auf und die Flammen greifen auf andere Regionen und Länder über.
Nachfrage bestimmt das Angebot!
So ist Rosé deutlich mehr als nur eine wiederaufgelegte Mode! Eine neue Ernsthaftigkeit begleitet das rosafarbene Angebot im Weinregal. Rosé Champagner hat über die letzten 20 Jahre weltweit an Beliebtheit gewonnen und seinen Absatz verfünffacht. Damit bestreitet er immerhin 10% des Exports aus der Champagne.
Auch Prosecco leuchtet rosé und Meiningers alljährlicher Sektpreis vergibt Preise in der Kategorie Rosésekt.
Rosé aus dem Holzfass zum Barbecue ist nichts Ungewöhnliches mehr, und Rosés mit Tiefgründigkeit zur grünen, vegetarischen Küche sind einfach spannend, wenn nicht sogar natural. Der Markt ist bunt und anspruchsvoll geworden und die Rosés können das wunderbar vielfarbig bedienen – und zwar das ganze Jahr hindurch!
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